Die Suche nach der richtigen Psychotherapeutin, aber auch nach der richtigen Therapierichtung kann sehr zeitaufreibend und schwierig sein. Wenn es um die Therapierichtung geht, wird es zum Teil auch sehr verwirrend.
Ich selbst habe damals einige Fehler in der Suche nach meiner Therapeutin gemacht, die mir heute nicht mehr passieren würden.
Ich möchte Ihnen hier einen kleinen Leitfaden an die Hand geben, um besser entscheiden zu können, an wen Sie sich wenden möchten.
Lassen Sie mich als erstes einige Kriterien formulieren, die bei der Auswahl einer geeigneten Vertrauensperson für Ihre zukünftige
Psychotherapie eine Rolle spielen (sollten).
Vielleicht fragen Sie sich jetzt warum ich "Auswahl einer geeigneten Vertrauensperson" schreibe?
Nun, ich finde es gibt 2 Dinge die am wichtigsten sind:
Nehmen Sie sich Zeit. Stellen Sie Fragen. Sprechen Sie alles an was Sie bewegt. Halten Sie nichts zurück.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben vor einem (noch) fremden Menschen Ihre Gedanken zu ordnen, dann machen Sie sich zu Hause kleine Notizen die Sie in die Session mitbringen. Das ist völlig in
Ordnung.
Bei TherapeutInnen, die mit der Krankenkasse abrechnen besteht die Möglichkeit an sogenannten Probatorischen Sitzungen (also Sitzungen zur Probe) teilzunehmen. Dies sind meist die ersten 5 Sitzungen. Diese dienen zum Kennenlernen. Wenn sich innerhalb dieser 5 Sitzungen kein gutes Gefühl bei Ihnen einstellt, oder Zweifel bleiben, dann lassen Sie die Finger davon und suchen sich jemand anderen. Auch wenn das bedeutet, dass es nochmal länger dauern wird, bis die Psychotherapie wirklich starten kann. Bei Selbstzahler spielen diese probatorischen Sitzungen kaum eine Rolle, denn Sie können die Therapie ganz in Ihrem Ermessen weiterführen oder auch beenden.
Dies ist bei Therapien die von der gesetzlichen Krankenkasse gezahlt werden anders. Hier können Sie nicht beliebig wechseln, bzw. oft müssen sie das vor der Kasse begründen. Wenn die von der Krankenkasse genehmigte Anzahl an Therapiestunden erreicht ist, und diese keine Verlängerung genehmigt, dürfen Sie 2 Jahre lang keine weitere Therapie in diesem Therapieverfahren beginnen.
Bitte bedenken Sie immer:
Eine Beziehung wählen Sie auch immer mit Bedacht. Nichts anderes sollten Sie hier tun: Die therapeutische Beziehung gut auswählen, denn Sie werden, wenn es
gut läuft, diesem Menschen mehr aus Ihrem Leben erzählen als manch einem Freund und einer Freundin.
Ich hatte bereits erwähnt, dass es einige Kriterien gibt, die eine Rolle spielen können und sollten.
Diese sind:
Eine Krankenkassenzulassung erhalten nur sogenannte Psychologische Psychotherapeuten. Diese erhalten Ihre Zulassung (Approbation) nach dem Studium der Psychologie und der Ausbildung in einem der vier von den Krankenkassen anerkannten Therapieverfahren: Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Verhaltenstherapie oder (seit neuestem) systemische Therapie.
Im Psychologiestudium geht es nicht wirklich um Menschen, sondern mehr um Verfahren und Statistiken. Also eher um die Theorie. Und auch die Ausbildung hinterher sagt nichts darüber aus, ob eine Therapeutin einen guten Job macht. Das gilt erstmal für jede Art von Therapeut - wenn wir ehrlich sind, gilt das für jeden Beruf.
Entgegen einiger Behauptungen machen auch Heilpraktiker für Psychotherapie eine Prüfung. Allerdings geht es in dieser Prüfung nicht darum die Fähigkeiten in Therapieverfahren unter Beweis zu
stellen, sondern bei der Heilpraktierprüfung geht es darum festzustellen, ob derjenige keine Gefahr für die Volksgesundheit darstellt.
Das bedeutet, es wird geprüft ob organische Erkrankungen oder medikamentös zu behandelnde Erkrankungen sicher erkannt werden und dann an entsprechende Fachärzte (Internist, Psychiater o.a.)
verwiesen wird.
Eine Heilpraktikerin für Psychotherapie ist freier in der Wahl ihrer Therapieverfahren. So kommen auch wissenschaftlich anerkannte Verfahren wie EMDR, Hypnose, etc. zur Anwendung, die leider von den Krankenkassen bisher nicht gezahlt werden.
Schauen Sie sich an, welche Ausbildungen die Therapeutin Ihrer Wahl absolviert hat und entscheiden Sie, ob diese Art von Therapie für ihre Bedürfnisse passt.
Gute Ausbildung + Der Therapeut als Mensch, der "passt" = bessere Therapiechancen.
Ich wiederhole mich gerne:
Ich denke das A und O ist, ob und wieviel Eigentherapieerfahrung ein Therapeut mitbringt und wie gut es ihm gelingt, eine Vertrauensbeziehung zu seiner Klientin aufzubauen.
Ich musste es leider in meiner ersten therapeutischen Ausbildung erleben: Die Weigerung der Teilnehmende in Rollenspielen wirklich etwas von sich preiszugeben.
Auch die darauffolgende Diskussion darüber "Das ist genau das, was Du von Patienten erwartest", änderte manchmal nichts an dieser Weigerung.
Ich denke, die Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche ist essenziell um später ein guter Psychotherapeut werden zu können.
Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl.
Es gibt leider viel zu wenige Kassen-Therapieplätze.
Und selbst wenn Sie über die Terminvergabestelle der Krankenkassen einen Platz zugewiesen bekommen, was hilft es, wenn keine gute therapeutische Beziehung aufgebaut werden kann? Was hilft es,
wenn die Therapie als nicht hilfreich empfunden wird, oder sogar als kontra-produktiv, weil alte Wunden unachtsam aufgerissen werden?
Wenn Sie die Möglichkeit haben, sprich, wenn der Leidensdruck noch erträglich ist, nehmen Sie sich die Zeit die es braucht für die Wahl eines Therapieplatzes.
Sollte Geld eine Rolle spielen (und seien wir ehrlich: wo tut es das nicht) so gibt es bei vielen Psychotherapeuten und Heilpraktikern für Psychotherapie mit privater Liquidation die Möglichkeit
eine Ratenzahlung zu vereinbaren.
Zusätzlich sollten Sie immer die Möglichkeit einer Gruppentherapie im Hinterkopf behalten.
Ich halte sehr viel von Gruppentherapien, denn
Es gibt eine große Breite an Therapieverfahren.
Die gängisten (und von den Krankenkassen bezahlten) sind
Darüber hinaus gibt es aber noch sehr viele Therapieverfahren deren Wirksamkeit schon lange bewiesen ist, die es aber (bisher) nicht in die Erstattungsliste der Krankenkassen geschafft haben:
Kurz und Knapp:
• Überstürzen Sie nichts.
• "Prüfen" Sie mögliche Therapeutinnen auf Herz und Nieren.
• Machen Sie sich gegebenenfalls Stichpunkte mit Fragen, die Ihnen wichtig sind.